Feuerwehr und Kindergarten
Thüringerberg
Architektur
Mag. Arch. Bruno Spagolla
Bauherr
Verein zur Förderung der
Infrastruktur der Gemeinde
Thüringerberg KG, 6721
Thüringerberg Nr. 270
Mitarbeiter
Dipl. Ing. Zeljko Jerkovic
Planungs- und Bauzeit
2008-2010
Preise
Vorarlberger Holzbaupreis 2011
Construktive Alps Preis 2013
Thüringerberg liegt am Eingang ins Große Walsertal und ist wie alle Vorarlberger Walserdörfer eine sich großflächig über den Berghang ausdehnende Streusiedlung ohne akzentuierten, räumlich spürbaren Ortskern. Zudem wurde das Dorf in den 70er Jahren durch den viel zu groß dimensionierten Ausbau der alten Straße in seinem ortsräumlichen Charakter gewissermaßen „ausgehöhlt“.
Bei der zum Teil ca. 20 Jahre zurückliegenden Planung und Realisierung anderer kommunaler Projekte wie Gemeindesaal mit angeschlossenem Gasthaus, Gemeindeamt mit Wohnungen und Volksschulsanierung wurden Bausteine für die Zielsetzung einer ortsräumlichen Aufwertung und Akzentuierung der Dorfmitte gesetzt. In diesem Sinne bildet das gegenständliche Objekt sozusagen den Schlussstein dieser ortsbaulichen Entwicklungsvision, es ist so an die Nahtstelle zwischen Hang und Straße gesetzt, dass sich im Zusammenspiel mit anderen Objekten der Straßenraum zu einer Torsituation verengt, sich dahinter - oder davor- aber ein rhythmisch zonierter, großer Dorf- und Festplatz aufspannt. Dieser inszeniert auch den weiträumigen und eindrücklichen Ausblick auf die imposante Bergkulisse des südlichen Vorarlbergs. Im Zusammenspiel mit den straßenparallel aufgereihten Längsbaukörpern mit Satteldächern der öffentlichen Bauten Kirche, Gemeindesaal, Gemeindehaus und nun Feuerwehr mit Kindergarten hat sich eine auch räumlich spürbare Dorfmitte entwickelt.
Die Ortsfeuerwehr und der Kindergarten sind in einem Objekt untergebracht, ergänzt wird das Raumprogramm durch einen Mehrzweckraum für die regionale Musikschule und diverse kleinere Vereins- und Kulturaktivitäten. Die Fahrzeughalle und technischen Funktionsräume der Feuerwehr sind als Massivbau in den Hangfuß geschoben, im leicht verdreht straßenparallel davor gesetzten Holzbau sind im Erdgeschoß die Vereinsräume und im Obergeschoß der Kindergarten untergebracht. Das Flachdach der Fahrzeughalle wird als Spiel- und Bewegungsfläche genutzt. Ein offenes Spielzimmer im Freien sozusagen – ebene Flächen sind im Bergdorf Thüringerberg ja eher Mangelware.
Das Baumaterial für den Holzbau, die Fenster und Türen und die selbst gefertigten Möbel stammt ausschließlich aus den gemeindeeigenen Wäldern, durchaus astige Fichten und ein wenig Bergahorn, astfreie Weißtanne gibt es nämlich im Großen Walsertal kaum. Für die Konstruktion wurden nur massive Hölzer - also keine Leimware – verwendet, so konnte gewährleistet werden, dass wirklich das „eigene“ Holz in der Region verarbeitet und eingebaut wurde. Der Gemeinnutz des eigenen Waldes wird so im Wortsinn materialisiert. Bei der Realisierung wurde auf größtmögliche Nachhaltigkeit Wert gelegt, die voll beheizten Teile wurden im Passivhausstandart ausgeführt.
Fotos:
Christa Engstler, Dalaas
Leo Forte, Thüringen